Hallo ihr Lieben

Seit meinem letzten Blogeintrag sind jetzt schon wieder zwei Wochen vergangen, die ich natürlich nicht nur mit Wein und Schokolade bei wundervollem Frühherbstwetter am Fluss verbracht habe.

Am Samstag hat das größte Event stattgefunden, dass das CED alljährlich organisiert (so wurde mir zumindest gesagt): der Tag der Bohne.
Was ein wenig profan klingt, war der schönste Tag, den ich zusammen mit dem CED in Tearce verbringen durfte.
Bevor die Bohnen, das Nationalgericht, das in einem riesigen Topf über dem Holzfeuer gekocht wurde, serviert wurde, zusammen mit in der Trommel gerösteten Kastanien und Halvar, gab es traditionelle mazedonische und albanische Tänze, aufgeführt von den in Trachten gewandeten Kindern aus der Schule in Tearce. Auch die anderen Schulen aus dem Umkreis der Gemeinde (z.B aus Dobroshte und Sllatine), sowie einige lokale Unternehmer waren mit regionalen Spezialitäten vertreten. Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich dieses besondere kulturelle Ereignis bei strahlendem Sonnenschein und einer wundervollen Crew miterleben durfte.
Auch die Möglichkeit, sich aktiv am Gelingen einer Aktion beteiligen zu können und körperlich zu arbeiten, war großartig.





Das zweite Ereignis, das die letzte Woche geprägt hat, war leider weniger erfreulich. Ein Zwischenfall bei einem Fußballspiel zwischen Serbien und Albanien, hat die Spannungen zwischen den Ethnien, die auch hier in Tetovo bestehen erschreckend deutlich hervortreten lassen.
Nach einer Prügelei auf dem Spielfeld, verursacht durch die kosovarische Flagge, die mit einer Drohne durchs Stadium geflogen wurde, wurde das Spiel 0:0 abgebrochen.
(für genauere Infos bitte nachlesen: http://www.zeit.de/sport/2014-10/em-qualifikation-serbien-albanien-abbruch )
Das was danach kam, war kaum weniger beunruhigend: überall waren feiernde albanische Fans auf den Straßen und auf dem Hauptplatz, die zusammen mit Bildern der Prügelei am Tag danach immer und immer wieder im Fernsehen gezeigt werden, "lang-lebe-Albanien"-Posts, die meine Facebook-Startseite für mehrere Tage beherrschen und ein Gefühl von Euphorie und Ausgelassenheit, das völlig losgelöst von der tatsächlichen Lebenswirklichkeit zu sein schien.

Der Alltag ist längst zurück gekehrt, meine Facebook-Startseite ist wieder normal, es kam zu keinen Unruhen. Trotzdem ist es erschreckend, in Erinnerung gerufen zu bekommen, dass die Spannungen zwischen den Ethnien im Balkan noch längst nicht der Vergangenheit angehören.

Hallo ihr Lieben!

Nun bin ich schon fast einen Monat in Mazedonien und ihr wundert euch bestimmt, warum dieser Blog noch immer kein Update bekommen hat. Liegt es daran, das ich nichts zu erzählen habe? Sicher nicht.
Seit ich hier bin, habe ich gelernt, den Van nach Tearce zu finden (sogar den letzten um 22 Uhr, der an der gruseligen Vanstation nur noch vorbei fährt), wo die besten Plätze in Tetovo sind (auch wenn ich sie nicht immer wieder finde) und dass in Mazedonien lebende Albaner nicht besonders gerne Mazedonier genannt werden.

Ich habe nette Menschen getroffen und sehr nette, und wie das so läuft auch nicht ganz so nette. Ich habe viele Geschichten über Mazedonien und gehört, von Albanern und Mazedoniern, von Deutschen und Amerikanern. Ich habe eine Menge Brot gegessen und albanisches Musikfernsehen erlebt und ich habe einen ersten Eindruck davon, was es heißt, hier in einem Dorf zu leben und Teil einer Familie zu sein.

Zum Glück arbeiten in Tetovo noch andere Freiwillige, mit denen ich Erfahrungen austauschen und meine Erlebnisse aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann.

Das CED ist eine eher kleinere Organisation, deren Arbeit zu großen Teilen auf Ehrenamtlichen aufgebaut ist, die noch eine andere Arbeitsstelle haben. Deshalb gibt es hier unregelmäßige Arbeitszeiten und man hat viele Freiheiten, was die Wahl des Projekts angeht. Im Moment stecke ich mitten in den Vorbereitungen für mein Theater-Projekt und am morgen ist das "Final Event" eines Ökologie Projekts, bei dem Fotos von seltenen mazedonischen Pflanzen gemacht und bewertet und Herbarien erstellt wurden.
Ein weiteres Ökologie Event, an dem ich mit anderen Freiwilligen aus NGOs arbeite, findet in einem Park in Tetovo Anfang November statt.
Bald fangen wir auch an, den Raum für den Youth Club zu renovieren, damit wir einen ständigen Raum haben, in dem die Kinder und Jugendlichen sich aufhalten und Workshops stattfinden können.

Ich freue mich auf weitere 11 aufregende Monate im wilden Südosten Europas, auf viele interessante Projekte und Begegnungen und auf all die Möglichkeiten, die sich noch eröffnen werden.
Natürlich wünsche ich euch allen viel Glück und Erfolg in Deutschland, vielleicht denkt ihr ja ab und zu an mich.

Mirupafshim/ Priadno

...Dann geht es los und ich breche auf ins ferne Mazedonien, wo ich einen Freiwilligendienst beim Center for Education and Development beginnen werde.
Die Vorbereitungen sind in vollem Gange und die Zeit vergeht wie im Flug. Ich bin schon voller Vorfreude auf diesen neuen Lebensabschnitt.

Ich freue mich, dass ihr/Sie den Weg zu diesem Blog gefunden haben und möchte euch/Sie hier ganz herzlich begrüßen.

Sobald ich in Tearce angekommen bin, möchte ich hier regelmäßige Berichte in Wort und Bild einstellen, die von meinen Erfahrungen in Arbeit und Freizeit erzählen.

Vielen Dank für euer/ihr Interesse und eure/ihre Unterstützung,

Sarah